10,5 Kilogramm und die Kunst des kontrollierten Abbaus
Das ist wohl wichtig, wenn man Foren und YouTube Videos glaubt: Das Rad wog 10,5 Kilogramm.
Oder vielleicht auch 10,3. Oder 10,7. Die mobile Kofferwaage für 2,95 €, eigentlich für Gepäck gedacht, schwankte zwischen diesen Werten, je nachdem, wie ich das Rad hielt – ob es den Boden berührte oder ich versehentlich den Gurt mit meiner Hand mit festhielt. Ein präzises Messergebnis war unmöglich, aber die ~10,5 kg (inklusive Pedale, Rücklicht und Satteltasche) sollten reichen als Ausgangspunkt. Ein Foto davon gibt es nicht. Nur die Erinnerung an ein wackeliges Rad und eine Waage, die sich weigerte, konsistente Werte anzuzeigen.
Systematische Demontage: Warum Ordnung alles ist
Los geht es. Erstmal die Kette ab, Laufräder raus, Kurbel raus. Diesmal sollte nichts dem Zufall überlassen bleiben. Danach habe ich alle Brems- und Schaltzüge gelöst und aus ihren Führungen genommen. Am Lenker waren die Bremszüge jedoch unter dem Lenkerband verlegt, also musste das ab.

Das eigentliche Problem war also gar nicht die Technik, sondern das Lenkerband.
Es klebte so fest, als wäre es mit Absicht für die Ewigkeit fixiert worden. Fetzenweise löste es sich, hinterließ klebrige Rückstände, die ich später mit Aceton entfernen musste. Nachdem dies geschafft war demontierte ich die Schalt-Bremshebel und den Garmin-Halter und reinigte nochmals mit Aceton. Der Lenker selbst lag dann blank da, bereit für die neuen Hebel und das neue weiße Band – das hat aber noch Zeit. Prioritäten.
Schaltwerk: Reinigung ohne Risiko
Das Ultegra RD-6600 blieb montiert, denn ich wollte es nicht komplett zerlegen. Es funktionierte ja grundlegend gut. Stattdessen habe ich nur den Käfig abgeschraubt und die Rollen zerlegt, mit Waschbenzin gereinigt und danach neu eingefettet, geölt und wieder zusammengebaut. Keine verlorenen Teile, keine Überraschungen, nur ein Schaltwerk, das danach wieder leiser lief. Manchmal ist weniger eben mehr.
Für dieses Vorhaben hatte ich extra dieses ZTTO Premium Fahrradfett T203B für schnell drehende Teile mitbestellt. Das war etwas „flüssiger“ als das NIGRIN Mehrzweckfett.
Die Kurbel: Ein reibungsloser Wechsel
Die 9-fach Kette war zum Glück mit einem Kettenschloss verschlossen, das ging einfach! Die alte Shimano-Tiagra-Kurbel ging ebenfalls problemlos runter – dank eines Inbusschlüssels und des Werkzeugs für die Kurbelkappe, das mit der neuen Senicx PR3 mitgeliefert wurde.
Kein Kampf, kein Drama, nur ein sauberes Lösen und Abziehen. Nach einer Reinigung des Tretlagers fand die neue Kurbel ihren Platz und saß ohne Justierungen. Die Kurbel kam leicht gefettet, allerdings habe ich noch etwas NIGRIN Mehrzweckfett im Lager und auf der Achse aufgetragen.
Kein Spiel im Lager, keine Kompromisse. Sie saß. Sie ist leise. Das ging einfacher als erwartet.
Kassette und Laufräder: Was schon vorbereitet war
Anschließend montierte ich die restlichen Teile wie Flaschenhalter und die Tektro-Bremsen ab. Die alte 9-fach-Kassette blieb auf den Rodi-Felgen (622x13C) – ich rührte sie nicht an, die neuen Fulcrum-Laufräder waren bereits mit den Vittoria-Reifen und TPU-Schläuchen bestückt.
Die ZTTO 10-fach-Kassette (11-28) kam mit einem 10→11-fach-Spacer (1,85 mm) auf das neue Laufrad – einmal drehen, festziehen, fertig. Kein Wackeln, kein Geräusch. Einfach.
Und so stand am Ende des ersten Montagetages ein Fahrrad ohne Lenker, ohne Bremsen und ohne Kette da.

Was wirklich wichtig war
Am Ende des ersten Tages lag das Rad in geordneter Demontage da: Lenker ab, Kurbel getauscht, Schaltwerk gereinigt, Kassette montiert. Kein Chaos, keine Panik – nur die Gewissheit, dass der nächste Schritt Kette, Züge und die erste Schaltung bringen würde.
Ein paar Dinge werde ich nicht vergessen:
- Lenkerband ist der heimliche Feind. Wer auch immer es damals verklebt hat, hat ganze Arbeit geleistet.
- Werkzeug ausleihen spart Nerven. Besonders, wenn man keinen Kassettenabzieher besitzt.
- Manchmal reicht es, nur das Nötigste zu tun. Wie beim Schaltwerk.
- Ein Montageständer für Fahrräder hätte das vermutlich vereinfacht!
Was als Nächstes kommt
Tag zwei bringt die Kette (ZTTO 10-fach), neue Bremsen von ZRACE, die Schalthebel von Sensah nebst Schalt- und Bremszügen, Shimano Ultegra Umwerfer und ein bisschen Gefummel beim einstellen und die erste Testfahrt. Oder zumindest den ersten Versuch, alles zum Laufen zu bringen.
Bleibt dran.